Veranstaltung: Wie weiter mit der Sterbehilfe nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts?
Der Bund für Geistesfreiheit München veranstaltet am 1. Juni 2022 um 19.00 Uhr eine Diskussionsrunde zum Thema Sterbehilfe in der Münchner Seidlvilla. Dort soll das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar 2020 kommentiert und seine Auswirkungen besprochen werden. Die Richter*innen in Karlsruhe hatten das strafrechtliche Verbot der Sterbehilfe gekippt und jedem Menschen zu jeder Zeit das Recht auf selbstbestimmtes Sterben zugestanden.
Darüber diskutieren wir mit Gerhart Gross, Leiter der Kontaktstelle Bayern der Deutschen Gesellschaft für humanes Sterben (DGHS), und mit Friedrich Brockmeyer, langjähriger Leiter eines Pflegedienstes in München.
Am 26. Februar 2020 stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass "das allgemeine Persönlichkeitsrecht ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben umfasst. Dieses Recht schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen und hierbei auf die freiwillige Hilfe Dritter zurückzugreifen". Seitdem steht jedem - nicht nur kranken oder alten Menschen – das Recht zu, zu jeder Zeit, aus dem Leben zu scheiden. Und: Jeder Sterbewillige hat hierbei die Freiheit, sich ärztliche Hilfe zu suchen.
Die Richter*innen stellten es dem Gesetzgeber zudem frei, die Sterbehilfe in ein neues Gesetz zu fassen. Inzwischen liegen drei fraktionsübergreifende Gesetzentwürfe für eine gesetzliche Neuregelung der Sterbehilfe vor, über die wir sprechen werden.
Außerdem wollen wir wichtige Begrifflichkeiten klären. Was ist der Unterschied zwischen aktiver, passiver und indirekter Sterbehilfe? Was heißt assistierter Suizid oder Suizidhilfe, was Freitodbegleitung? Was versteht man unter "geschäftsmäßiger Sterbehilfe"? Was ist strafbar und was nicht?
Und wir wollen wissen, ob sich durch die Ermöglichung des assistierten Suizids der gesellschaftliche Druck auf alte und kranke Menschen erhöhen kann, ihrem Leben eine Ende zu setzen? Und inwieweit können die Angst vor Schmerzen oder der Apparatemedizin, dem Alleinsein und davor, anderen zur Last zu fallen, eine Rolle spielen, sterben zu wollen?
Wie kann herausgefunden werden, dass Menschen mit Sterbewunsch wirklich aus freien Stücken handeln? Sollte statt der Sterbehilfe nicht besser die Hospiz- und Palliativarbeit ausgebaut werden?
Darüber diskutieren wir mit
- Gerhart Gross, Leiter der Kontaktstelle Bayern der Deutschen Gesellschaft für humanes Sterben (DGHS), ein Verein der eine ergebnisoffene Suizidversuchspräventionsberatung anbietet und ärztliche Freitodbegleitungen vermittelt
- Friedrich Brockmeyer, langjähriger Leiter eines Pflegedienstes in München. Er befürchtet, dass Menschen durch gesellschaftlichen Druck oder weil sie niemandem zur Last fallen wollen, Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Daher plädiert er für eine gesetzliche Neuregelung der Sterbehilfe.
- Moderation Assunta Tammelleo, Vorsitzende des Bundes für Geistesfreiheit München.
Nach ca. 60 Minuten öffnen wir die Veranstaltung für Fragen aus dem Publikum.
Die Veranstaltung findet statt am 1. Juni 2022 in der Münchner Seidlvilla, Nicolaiplatz 1b, 80802 München. Los geht's um 19.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.